September 7, 2022
Zweiter Tag: Von Horska Kvilda nach Frauenwald
Das Bett war für das Schlafen ungeeignet gewesen. So verbrachte ich die Nacht auf irgendeinem Sitzmöbel, dem ehesten noch der Name "Sitzsack" passen würde.
Frühstück um 8 Uhr. Diesmal gibt es kein Missverständnis.
Ich fahre munter los und merke ich, dass ich wieder was dummes gemacht, beziehungsweise nicht gemacht habe. Ich habe nämlich vergessen meine Batterie für das Fahrrad vollzuladen. Ärgerlich sowas! Wenn es so weitergeht, darf man mich nicht mehr alleine auf die Straße lassen, sonst vergesse ich, wo ich wohne!
Ich will in Kvilda ein Café suchen und dort versuchen die Batterie zu laden. Ich finde aber keins, auch die Restaurants sind noch zu.
Ich sehe eine Sportgeschäft, und der Besitzer ist sofort bereit mir zu helfen. Nach einer Stunde ist die Batterie geladen, ich kann weiterfahren.
Jetzt geht es lange steil nach oben, bis ich auf etwa 1200 Meter die höchste Stelle meiner gesamten Reise erreiche. Ab hier geht es lange abwärts. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich eine so schöne und lange Abfahrt genießen durfte.
Die Landschaft um mich ist wunderschön, meistens bewaldet. Der Weg ist meistens asphaltiert, nur kurze Stücke sind unvefestigt. Überall sind die Pilzsammler unterwegs. Es gibt hier soviel Pilze, das man sich beim Semmeln gar nicht bücken muss, die Pilze springen selbst in den Korb.
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Vor Strašny steht eine einsame Gasthaus, es ist Zeit zum Mittagessen. Die Wirtin legt mir eine Liste von wenigen Speisen vor, allerdings Tschechisch. Ich verstehe nichts davon. So tippen auf irgendetwas und bin ich neugierig, was ich bestellt habe. Ich bekomme einen Schnitzel. Es hätte auch schlimmer kommen können.
Nach einigen Kilometern komme ich zu der Grenze. Die Route hat mir Komoot vorgeschlagen, aber ich bezweifele, dass diese die optimale Strecke wäre mir Fahrrad von Tschechien nach Deutschland zu kommen. Der Weg mutiert allmählich zu einem Pfad, der immer schmaler und schlechter wird.
Diese Grenze ist noch vor gar nicht so langer Zeit eine Todesgrenze, der sogenannte Eiserner Vorhang gewesen. Wenn jemand, so wie ich jetzt, zu diese Grenzlinie zu nah kam, wurde erschossen. Als Relikt aus dieser Zeit steht noch immer an der tschechischen Seite eine mächtige Barriere aus Vollstahl, damit hier kein Fahrzeug die Grenzesperre durchbricht.
Jetzt bin ich wieder in Deutschland. Die Fortsetzung des "Weges", ein schmaler Fußspfad mit quergestelltem Windbruch ist auch geschafft. Bald erreiche ich Haidmühle. Noch wenigen Kilometern und ich bin am meinem Tagesziel Frauenwald angekommen.
Mein Unterkunft nennt sich "Dreisessel Motel". Eine Adresse habe ich nicht. Frauenwald ist klein, die Straßen haben keinen Name, die Häuser sind nummeriert. Ich such 32. Ich suche lange, frage ich manchen Einwohner, aber ein Hotel kennen sie nicht.
Ich habe die Telefonnummer, so rufe ich an. Nun, das "Hotel" ist gar keins, es ist ein Ayurveda-Institut. Ich werde herzlichst empfangen.
Es wird mir angeboten mit den vier Patientinnen das Abendessen zu nehmen. Ich bin unerwartet in eine mir völlig unbekannte Welt geraten. Die Menschen sind lieb, der Umgang ist herzlich, das Menü streng vegetarisch. Und die Gespräche drehen sich teilweise um esoterischen Themen, von denen ich nichts verstehe. Es ist aber ein sehr interessanter Abend mit interessanten Menschen.
P.S. Das Hochladen diese Seite wird sich verzögern. Zwar gibt es hier im Haus WLAN, aber nur im Büro, und auch dort nur ganz kurz, weil "sie wollen im Haus keine Strahlung haben".
Today's ride: 44 km (27 miles)
Total: 85 km (53 miles)
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1 year ago